--------------------------------------------------------------------------------
also ich bin endlich dauzu gekommen , die fahrt mit dem ATV zu verarbeiten.
Eine Runde in Osttirol mit dem ATV
1. Tag
Da ein langes Wochenende ins Haus steht, beschließen Charly und ich mal wieder in Osttirol zu touren.
Das Hochdruckgebiet über Europa verspricht stabil zu bleiben. Also fällt die Entscheidung: Charly mit der KTM LC8 und ich mit meiner neuen Honda Rincon.
Da bei meinem Fahrzeug wegen der Grobstoller bei 90 km/h Schluss ist, werden wir getrennt fahren.
Ich entscheide mich für die Anfahrt von Roth in Mittelfranken über Beilngries und die
B 299 nach Landshut. Durchs Chiemgau geht es weiter über den Pass Thurn
und die Felbertauern.
Mitte Oktober ist es wahrscheinlich, dass der Glockner schon geschlossen ist. Umso größer die Überraschung, als wir nach Durchquerung des Felbertauerntunnels
Lienz erreichen, die Markierung der Großglocknerhochalpenstrasse auf grün zu sehen.
Charly hat mich bei der Auffahrt zum Felbertauerntunnel überholt. Er will das letzte Stück die KTM laufen lassen. Da kann ich natürlich nicht mit.
Die Temperaturen sind über 1000 Meter Meereshöhe im Nullbereich. Für die Griffelwärmer bin ich wirklich dankbar.
Ab Lienz geht’s ein Stück das Pustertal Richtung Sillian entlang. In Tassenbach zweigt die B 111 nach Kötschach über den Kartitscher Sattel ab. Quartier haben wir im Tilliacher Hof im Oberen Gailtal.
Für heute ist es auch genug. Ich bin jetzt circa 7 Stunden unterwegs.
Charly ist natürlich schon da. Er wärmt sich die Finger an einer Tasse Jagertee.
Für mich gibt es einen heißen Most, dann eine gemeinsame Runde Schwitzen und im Anschluss ein leckeres Menü.
In der Bibliothek wird noch eine Gutenachtlektüre herausgesucht.
Dann ab in die Koje.
Als Ziel des nächsten Tages haben wir den Glockner ausgesucht.
2. Tag
Nach einem gemeinsamen Schlemmerfrühstück fahren wir nach Lienz, über den Iselbergpass ins Mölltal nach Heiligenblut.
Dort trennen wir uns nach einer Kaffeepause.
Treffpunkt ist die Fuscher Lacke.
Der Wettergott ist uns wohlgesinnt. Die Berge zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Wie mit Puderzucker bestäubt sehen sie aus.
Die Auffahrt an der Südrampe der Glocknerstrasse lässt immer neue Ausblicke zu.
Nach der Durchquerung des Hochtortunnels stören heftige Fallböen sehr. Der Wind bläst mich fast weg. Rechts und links der Strasse erreicht der Schnee ungefähr einen Meter Höhe. Die Schneeverwehungen auf der Strasse mahnen zur Vorsicht.
Bei Herbert, dem Mankei-Wirt, gibt es eine heiße Gulaschsuppe zum Aufwärmen.
Auf die Edelweißspitze muss ich natürlich auch.
Charly kommt mir bereits wieder entgegen. Ihm ist es da oben anscheinend zu kalt. Er will die Nordrampe nach Zell am See hinunter und durch den Felbertauerntunnel zurück. Die Straßenverhältnisse sind für ein Motorrad doch kritisch. Mit der Rincon fühl ich mich aber ganz wohl hier oben.
Am Franz-Josef-Haus zücken die Bustouristen die Kameras. Anscheinend halten sie mich für ein Dienstfahrzeug der Großglockner-AG.
Nach einer kleinen Fachsimpelei mit einem anderen „Qadling“ fahre ich die Südrampe wieder ab ins Mölltal bis nach Putschall. Hier lockt mich eine Abzweigung von der Hauptstrasse weg. Ein kleines Versorgungssträßchen bringt mich hoch über das Mölltal zur Tschulnigalm.
Am Ende der Trasse bringt ein Steig die Wanderer weiter hinauf. Ich kehre lieber um.
Die Sonne verschwindet bereits hinter den Berggipfeln. Es wird sofort empfindlich kalt. Also nichts wie zurück ins Hotel. Hier erwartet mich eine Überraschung:
Burghard hat sich Nachbarhof bei der Familie Engeler für eine Nacht einquartiert.
Ein gemütliches Abendessen wartet auf uns.
3.Tag
Charly will heute einen Ruhetag einlegen. Faulenzen und etwas spazieren gehen, Mittagsschlaf usw., mich reizt das nicht.
Burghard muss heute bereits wieder nach Hause. Ich begleite ihn ein Stück.
Ich will nach Huben über die Kalser Glocknerstrasse zum Lucknerhaus hinauf.
Wenn möglich noch weiter hinauf.
Die Mautstelle ist geschlossen. Dem Kassierer ist es wohl schon zu kalt.
Einen Blick auf das Kalser Tal sollte man riskieren.
Am Lucknerhaus laden einige Reisebusse ihre Fracht ab.
Der asphaltierte Weg endet hier. Nur ein breiter Trampelpfad führt noch weiter hinauf.
Für die Rincon kein Problem.
Der Pfad wird von etlichen Rinnsalen über- und unterspült. Der Schnee verdeckt die Steine. Die Fahrspur wird immer schmaler.
Eine Kolonne Wanderer zieht den Hang hinauf zur nächsten Hütte. Die kann ich doch nicht alle verscheuchen. Also umkehren.
Im Ort Kals folge ich der Ausschilderung zur Moar-Alm.
Dort ist dann die Welt mit Brettern vernagelt.
Ich fahre nach Lienz zurück und ein Stück über die Pustertaler Höhenstrasse. Bei Abfaltersbach treffe ich wieder auf die Hauptstrasse.
Zurück in Untertilliach biege ich bei der Kirche links ab nach Kirchberg zu einer kleinen Kapelle, die man schon vom Tal aus sehen kann.
Es geht über Forstwege hinauf zum Fuß des Eggenkofel, der mit seinen 2591 m einen imposanten Anblick bietet.
Der Blick über das Obere Gailtal lohnt sich. Die Grate im Süden bilden die Grenze nach Italien. Im Augenblick halten sie eine Schlechtwetterfront zurück.
Ich versuche es noch mal auf der anderen Talseite. Aber da sind Holzarbeiten im Gange und irgendwann ist dann Schluss.
Außerdem bin ich ganz schön durchgefroren und freue mich auf einen Saunagang.
Ein wie immer vorzügliches Menü wartet auf uns.
4.Tag
Es fährt jeder seinen eigenen Weg nach hause, Charly durchs Felbertauerntunnel nach Kufstein, über die Inntal-Autobahn und die A 9 nach Nürnberg.
Ich will ebenfalls durchs Tunnel, aber in Mittersill auf die Strasse zum Gerlospass abzweigen. Diesmal meint es Petrus wirklich schlecht. Am Tunnel oben schneit es. Über den Gerlos komme ich noch ziemlich trocken. Aus dem Pinzgau führt die alte Bundesstrasse ins Zillertal hinunter.
In Jenbach steigt die Strasse aus dem Inntal ins Rofangebirge hinauf zum Achensee. Ab hier beginnt es zu nieseln. Das bleibt so von Bad Tölz, Peißenberg, Schongau bis Augsburg. Dann geht das Nieseln in richtigen Regen über. Dazu kommt noch der Berufsverkehr in der Fuggerstadt. Jeder Fußgänger kommt schneller voran. Donauwörth und Weißenburg sind schnell erreicht und eine Stunde später steht auch das Rincon zuhause in der Garage.
Die Grobstoller sind ziemlich am Ende. Ein Ölwechsel wird ebenfalls von der Serviceanzeige verlangt.
So lange Strecken sind zwar machbar, aber sehr anstrengend. Für Mensch und Maschine.
Trotzdem: es hat riesigen Spaß gemacht. Circa 1200 Kilometer. Das werde ich bestimmt mal wiederholen.
Und am nächsten Tag ist erst mal der Gartenschlauch dran.
Bilder gibt es hier: