Es gibt ja den Thread "Was hört Ihr gerade"? Der lebt hauptsächlich von älteren Rock-Krachern. Die sind auch oft ganz gut und ich mag auch vieles davon- aber wenn ich ehrlich bin -und man soll ja möglichst ehrlich sein- dann ist das gar nicht hauptsächlich die Musik, die ich so höre. Ich hab' ja auch kaum was zum Thema beigetragen respektive beitragen können.
Darum habe ich hier mal einen Thread aufgemacht für "andere" Musik. Die nicht so recht in den Rock-, Oldie- und Hitparadenthread hineinpassen will.
Hier geht es um Musik zum Zuhören. man läßt sie nicht im Hintergrund laufen, sondern man setzt sich Kopfhörer auf (schon wegen der liebenden Ehefrau, die sowas GAR nicht mag), konzentriert sich auf super Texte und einfach klasse handgemachte Musik.
Viele alte Perlen findet man auch bei DeineRöhre, und wer Zeit hat sollte sich einfach mal zurücklehnen und sowas genießen. Mit vielen dieser Lieder verbinde ich auch Errinnerungen, die immer wieder hochkommen.
Den Anfang mach bei mir heute Hannes Wader, ein Liedermacher der "alten Garde" und früher Freund und Kollege von Reinhard Mey (den ich in diesem Forum ja schon des öfteren zitiert habe).
Das Lied heißt "Es ist an der Zeit" und es handelt sich dabei um ein klassisches Antikriegslied, allerdings eines von der drastischen Sorte. Hannes spielt es sehr ruhig und gefühlvoll, der Text hat es allerdings mehr als in sich- aber hört selbst:
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Es ist die von Hannes Wader erarbeitete deutsche Version von Eric Bogles "Green fields of France", hier gesungen von
John McDermott (ein Schotte wie Eric):
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Damit verbundene Erinnerung:
Ich habe in den 90ern zusammen mit Hinni, meinem Vater, mehrere Konzerte von Hannes Wader besucht. Als die ganze Chose losging, daß Deutschland am Hindukusch und sonstwo auf der Welt verteidigt wird, hat der Gitarrenvirtuose Wader dieses Lied (wieder) ins Programm genommen.
Ich saß bei dem bewußten Konzert neben einem aus meiner Warte uralten Mann, ich schätzte ihn auf Anfang/Mitte 80, vom Typ her sehr konsevativ. Weißes Hemd, Krawatte, Pullover. Sehr förmlich sah der aus, optisch ein Typ, der alles gesehen hat und den nichts mehr erschüttert. Ich hatte mich schon gewundert, was der wohl in einem Wader-Konzert will.
Dann spielte Hannes "Es ist an der Zeit". Der alte Mann neben mir erstarrte und wandte den Blick ab. Das Lied setzte ihm sichtbar zu, ich nehme an, er hatte diesbezügliche persönliche Erinnerungen (das Alter schien er ja zu haben). Schon beim ersten Refrain liefen dem Herrn die Tränen die Wange runter, und bei der Stelle "...hast Du nach Deiner Mutter geschrien bis zuletzt? Bist Du auf Deinen Beinstümpfen weitergerannt..." hat der alte Mann fast lautlos aber haltlos geweint.
Irgendeine Erinnerung schien ihn einzuholen.
Er ist dann nach dem Song gegangen.
./. Edit meint: Richtige Links setzen...