Da Yamaha mich seit nun mehr über 2 Jahren sehr enttäuscht hat,
weil die neue Super Ténéré (ST) einfach nicht auf den Markt kommt
(trotz Insiderinfos von Yamaha Mitarbeitern), habe ich mir gedacht jetzt
können die mich mal.
Ich hatte zwar viel Spaß mit meiner XT 660 R, es gab nur drei Probleme:
1. Für lange Tagestouren zu ungemütlich
2. Absolut unteridrische Verabeitungsqualität der Maschine
3. Etwas zu wenig Power, oder zu mehr Gewicht, kommt aufs Gleiche hinaus
Da ich nach der Osteuropa Tour letztes Jahr auf den Geschmack des Weitreisens
gekommen bin, und die XT mich da nicht so wirklich überzeugen konnte,
habe ich mich auf die Herbstmesse gefreut, wo die neue ST vorgestellt werden
sollte... Betonung auf sollte...
Also habe ich in der Zwischenzeit überlegt welche Reiseenduro denn für mich
in Frage käme, auf jeden Fall etwas mit offenem Kniewinkel und minimaler
Geländetauglichkeit.
Am Ende hatte ich drei Kandidaten, wobei einer etwas aus der Rolle fällt.
1. Triumph Tiger 955i
+ Power, Sahne Motor, bequem
- sauschwer, Ersatzteilversorgung in abgelegenen Gebieten mehr als fraglich
2. Kawa Versys
+ leicht, flott
- nicht so ganz bequem, 17" Bereifung (keine Geländereifen verfügbar)
3. ST (XTZ 750)
+ relativ geringes Gewicht, keine Einspritzung, bequem, Ersatzteile überall
verfügbar, zur Not mitten in der Wüste reparabel
- 17 Jahre alt
Durch Zufall habe ich Ende Dezember dann bei einem mir bekannten
Händler eine ST entdeckt, die hatte er gerade neu reinbekommen.
Also Klamotten an und Probefahrt mitten im Winter
Sie sprang sofort an, lief sauber, die Probefahrt war sehr entspannend,
kurzum ich wurde sehr positiv überrascht. Nach kurzer Verhandlung hatte
ich den Kaufvertrag dann in der Hand
Ich bekam sie also mit einer Inspektion (Öl, Bremsflüssigkeit, Bremsbeläge
neu) und neuen Reifen (Anakee) ausgeliefert.
Bj. 92, 28700km gelaufen, 2.Hd, und stand besser da als meine 3 Jahre
alte XT. Damals hat man eben nicht an 10 Cent für bessere Materialien
gespart...
Da die Maschine aus Luxemburg kam, gab es etwas Wartezeit wegen der
Papiere. Um mir die Wartezeit zu entschädigen, hat der Händler für mich
vorne meine Spiegler Stahlfelxleitung und meinen zwischenzeitlich günstig
gekauften Hepco und Becker Gepäckträger (inkl. Koffern) verbaut.
Ich wollte sie eigentlich dieses Jahr einfach nur fahren, und dann nächsten
Winter grundüberholen, immerhin sind etliche Gummis schon 17 Jahre alt,
das Fahrwerk auch, etc.
Wie gesagt, eigentlich....
Da vom Verkauf der XT und der Anbauteile noch Geld übrig war, und die
ersten längeren Touren die ersten leichten Schwächen zu Tage gefördert
haben, habe ich das Ganze etwas vorgezogen.
Eine bekannte Schwäche ist der um 90 Grad verdrehte Vergaser, dadurch
bewegt sich die Nadel horizontal und der Düsenstock wird nach der Zeit
oval. Dadurch läuft sie dann fetter (mehr Verbrauch) und schlechter
(weniger Power). Mein Verbrauch lag fast unabhängig von der Fahrweise
bei 6,5l, trotz des 26l Tanks zu viel.
Also wurde der Vergaser überholt, die Membranen und alles was altern
und kaputt gehen konnte.
Nach der Überholung hat sie nun einen Verbrauch von 5l bei flotter
Fahrweise. Wenn das so bleibt, bin ich mehr als zufrieden.
Den Tank kann man übrigens über einen kleinen Trick zu einem 30l Fass
erweitern, was ich auch getan habe. Die Reichweite dürfte damit höher
liegen als bei den meisten anderen serienmässigen Moppeds.
Ein anderes Problem war das Fahrwerk, sobald es flotter voran gehen sollte,
hat es in den Kurven schon arg gerührt um die Längsachse.
Wie es der Zufall wollte konnte ich dann über einen Bekannten günstig an
ein komplettes (neues und auf mich abgestimmtes) Fahrwerk kommen.
Habe dann auch zugegriffen, das Federbein ist schon drin und getestet
und ich muss sagen das Ding fährt sich jetzt wie auf Schienen. Die Gabelfedern
habe ich erst vorgestern umgebaut, da steht die endgültige Probefahrt
noch aus.
Es gibt noch viel mehr zu schreiben, wollte aber nur einen ersten Eindruck
loswerden. Ich habe bald zu einem Bruchteil eines Neupreises einer GS
eine tolle Reiseenduro, die genau auf mich abgestimmt sein wird
und im Falle des Falles kein Notebook braucht um repariert werden zu können
Sie sieht nicht super aus, ist aber technisch sehr gut in Schuß und der
Motor hält locker über 100.000km, es sind sogar welche mit 300.000km
bekannt, mit dem ersten Motor wohlgemerkt.