Hi Leuts,
so wie es ausschaut will die neue GSR600 die kleine Bandit ablösen.................doch lest selber:
ZitatAlles anzeigenDiese Suzuki ist...
...der Untergang eines Klassikers, der kleinen Bandit. Wollen wir heulen? Nein. Die neue GSR 600 ist richtig gut geworden
von Guido Kupper
Drehzahlmesser in der Mitte: Suzuki GSR
Foto: dpa
Es ist ein Wahnsinn. Blankes Harakiri. Suzukis neuer Allrounder GSR 600 wird das Aus bringen. Das Aus für eine Suzuki- Ikone, eine Legende. Für ein Motorrad, das über viele Jahre eine Lizenz zum Gelddrucken war, sozusagen der Volkswagen unter den Mittelklasse-Motorrädern. Jetzt und hier ist Schluß damit - mit der Suzuki Bandit 600. Sie hat noch einmal einen letzten Spurt versucht im letzten Sommer, mit ihrem um 50- auf 650 ccm aufgebohrten Hubraum und mit den ABS-Bremsen. Da war sie plötzlich wieder so beliebt wie früher: 3387 mal verkauft bis Oktober, Platz 3 in der Zulassungsstatistik. Was hat dieser luft/ölgekühlte Vierzylindermotor im Feinripp-Look schon für Gewinne für Suzuki eingefahren! Seit er 1985, seit er zum ersten Mal erschien mit dem Rahmen der legendären GSX-R 750, und dann in diversen Hubaumvarianten, in zahllosen Modellen, noch heute in der 650er und der 1200er Bandit.
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Und jetzt der Abgesang. Suzuki glaubt zwar nicht daran, aber genau so wird es kommen. Und das ist kein bißchen schlimm.
Denn die neue GSR 600 ist ein famoses Motorrad. Forsch gestylt kommt sie im Vergleich zu den Ahnen daher, eines der frischesten Suzuki-Designs seit langem, der betulichen Bandit-Reihe unvergleichlich überlegen. Von vorn wie von hinten angeschaut: die GSR wirkt kraftvoll, bullig, präsent. Zwei runde LED-Leuchten im Heck reihen sich zwischen die runden Auspuffmündungen ein - absolut einzigartig. Ein technischer, ein designmäßiger Generationenwechsel. Suzuki nimmt ihn vor ohne Blick zurück.
Das war auch an der Zeit für Suzuki. Die Konkurrenz hat die jüngste, modernste Generation schon seit zwei Jahren im Modellprogramm. Sie hatten ihren größten Erfolg in Südeuropa, wo man die 600er-Allrounder mit Verehrung hofiert. Aber jetzt die die GSR. Sie bricht mit allem, was man von der stark gealterten Bandit gewohnt war. Mit 6990 Euro kostet sie aber gerade mal 500 Euro mehr als die 650er Bandit, wenn auch - noch - ohne ABS. Aber man denke darüber nach, heißt es aus Hamamatsu, dem japanischen Stammsitz von Suzuki.
Leichtes Aluminium an Rahmen und Schwinge statt gebogenes Stahlrohr hat die neue GSR 600, eine Benzineinspritzung mit je zwei Drosselklappen pro Zylinder statt Vergasern, Wasserkühlung statt Luft/Ölkühlung, gängige, moderne Reifengrößen und vor allem: zeitgemäße Leistung. Nicht verschreckt sein, Ihr deutschen Leistungs-Skeptiker! Das ist kein Grund zur Abstinenz. Wer sich vor der Gewalt der gebotenen 98 PS fürchtet, macht eben einfach das Gas früher zu - und genießt trotzdem. Auch ohne am Anschlag operierende Drosselklappen ist dieser Motor eine technische, fahrerische Delikatesse.
Die Maschine ist keine Neuentwicklung, sie stammt aus dem Supersport-Brenner GSX-R 600. Sanftere Steuerzeiten und eine angepaßte Motorabstimmung deckeln die ursprünglichen 120 PS auf 98 PS herunter, füttern aber im Gegenzug die Drehzahlmitte an mit deutlich mehr Drehmoment-Schmalz. Außerdem kürzten die Suzuki-Techniker die Übersetzung. Was sich da ab etwa 4500 U/min abspielt - sehr erregend für nur 600 ccm. Das ist das Schöne an diesem Motor: Unten wuchtet er sanft und lässig nach vorn, oben, so ab 9000 Touren, wird er giftig und verbeißt sich wild kreiselnd in den Horizont. Und er zwingt zu nichts, macht aber alles möglich. Was immer man von diesem Motor erhofft, verlangt oder fordert - er tuts. Nur eine Kleinigkeit gilt es dringend zu verbessern: das harte Zupacken. Wie sanft man den Gasgriff auch anfaßt, immer fährt ein spürbarer Ruck durch die Maschine. Das stört den federleichten Fahrfluß, egal ob Anfänger oder Routinier - wirklich ein Jammer.
Ich bin die GSR (wie ein ganzer Schwung Journalistenkollegen auch) auf Sardinien gefahren, bei ziemlich miesem Wetter. Aber trotzdem: ein Hochgefühl. Das fing schon an beim Sitzen. Leicht spreizen sich die Oberschenkel auf am breiten Tank, liegen eng an den Rundungen der Sitzbank. Mensch und Maschine wie aus einem Guss, mehr Kontaktgefühl kann man nicht erwarten. Und der Sozius? Auch der genießt und lächelt. Der breite Lenker liegt gut zur Hand, bringt gerade das Maß an Spannung in den Rücken, das Ermüdung vermeidet. Locker stehen die Füße auf den Rasten. Dabei ist die Sitzhöhe mit rund 79 Zentimetern so niedrig, daß selbst Kurzbeinige sicher und voll geerdet bleiben.
Harmonisch, freundlich, entgegenkommend: Ihr gefügiges, williges Wesen legt die GSR auch in vollem Schwung nicht ab, ihre enorme Handlichkeit erst recht nicht. Geradeauslauf, heikle Schräglage, hart am Gas, beim Bremsen, auf der Bahn. Ganz nach Temperament mit aller Härte oder lässig bis zaghaft - sie kanns, bleibt gutmütig, korrigierbar, stabil. Ein verläßliches, geduldiges Motorrad, es kommt mit dem Blümchenpflücker klar oder dem einpeitschenden Schinder. Selbst die Fahrwerk-Abstimmung, mit ihrer eher straffen Grunddämpfung und dem feinen Ansprechen auf Asphaltunebenheiten, bewegt sich in diesem Spannungsfeld: traumwandlerisch sicher auf der Kompromißlinie. Ein Motorrad fürs Stadtgewühl wie für geflickten Mittelgebirgsasphalt, ein Vollwertmotorrad zum Discountpreis, mit einem Risiko: akute Ansteckungsgefahr für alle, die eigentlich auf viel, viel mehr Hubraum schwören.
Artikel erschienen am Sa, 17. Dezember 2005